Zurück zur Basis
Das Wahlergebnis in Wien und auch anderen Städten in unserem Land kann nicht wirklich überraschen: Politik ist Arbeit von Menschen, mit Menschen, für Menschen. Das geht nur persönlich und an der Basis. Die Autokraten in den höheren Etagen sind nicht mehr gefragt.

Wenn man in der Großstadt auf 14% reduziert wird dann ist das nicht nur schmerzlich sondern ein krasses Alarmsignal. Offensichtlich stimmen Spitzenkandidatin, Programm und Organisation nicht überein. Das ist nicht schwer zu diagnostizieren.

Programm

Beginnen wir aber in der richtigen Reihenfolge. Am Anfang steht immer ein Programm, wenn viele Menschen zu gemeinsamen Überzeugungen und Handlungen geführt werden sollen. Die ÖVP Wien hat ihr letztgültiges kommunales Programm im Jahre 1994 (!) erstellt. Es hieß "Lust auf Wien", wer erinnert sich noch? Da ist inzwischen schon viel Wasser die Donau hinunter geronnen. Also muss ein neues Programm her. Eines, welches die Grundstimmung der Menschen, die Zukunftshoffnungen und die Notwendigkeiten in kurzer, klarer und verständlicher Art darstellt.

Organisation

Nicht nur im Deutschen sondern insbesondere in der Wiener ÖVP ein Fremdwort. Als Landesorganisationsreferent habe ich immer gesagt: "Jeder macht was er will aber keiner macht was er soll". Dem damaligen Obmann, Bernhard Görg, war das aber auch nicht wichtig. Er ist damals ebenso dem Autokratievirus anheim gefallen wie die meisten Obleute, auf Landes, wie auf Bezirksebene. Das Gefühl für Zuwendung an und Aufmerksamkeit für die Basis scheint mit der Installation ins Amt verloren zu gehen.

Was wir wieder brauchen ist eine funktional durchgestylte Organisation, die den Bedürfnissen der Mitarbeiter und den Anforderung an die öffentliche Wirksamkeit entspricht. Solange der Landesorganisationsreferent ein Mauerblümchendasein entfaltet wird da nichts. Die geheimen Methoden heißen Kompetenz und Mitbestimmung. Wie man dazu kommt ist im Perlenreihe-Band "Der kleine Manger" mühelos nachzulesen. Also, mehr Selbstvertrauen für die Basisarbeit, dann "stimmt's auch wieder mit dem Nachbarn".

Spitzenkandidatin

Niemand kann so ein Wunderwutzi, im konkreten Fall besser Zauberfee, sein den Bedürfnissen der Wiener ÖVP nachzukommen. Wenn drei Mitglieder schon mindestens vier Meinungen haben und fünf Methoden sie zu vertreten, wie soll da ein einzelner Mensch es allen rechttun? Ganz egal gewinnen muss sie, während wir zufrieden unserem Partikularismus frönen. So geht's halt auch nicht.

Schlussfolgerung

Wir müssen uns endlich wieder ein Programm geben, welches von allen getragen werden kann. Betonung auf kann, schöner wäre natürlich soll, aber man muss ja nicht gleich die ganze Hand wollen wenn ein bis zwei Finger schon ein Fortschritt wären.

Wir müssen das Augenmerk auf Basisarbeit legen. Kompetenzen ausbauen, Beteiligung fördern, Lust auf Mitarbeit machen.

Wir müssen verhindern, dass Zentralisierung und Abschottung und Selbstherrlichkeit der Parteiführung die Antwort auf Verluste ist.

Denn dass die Pateibasis zu toller Mitarbeit bereit und imstande ist hat dieser Wahlkampf bewiesen.

14.10.2010

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